
1991 – 1994
Session Up war in erster Linie eine Straßenband, mit meinen ersten richtigen Gehversuchen in Sachen Doo Wop und mehrstimmigem Gesang.
Überaus erfolgreich bei den Straßenshows weiteten wir unser Programm auf Bühnenshows in Live-Clubs und Konzertbühnen aus. Es waren die richtigen Leute, die richtige Zeit und das richtige Programm für diese Band.
Mit Mark, Teddy und Stephan hatte ich Mitmusiker gefunden, die sowohl musikalisch als auch menschlich auf gleichem Level waren. Wir hatten gemeinsam sehr viel Spaß. Eine Band, an die ich mich sehr gern zurückerinnere.

Die Geschichte dieser Band steht in engem Zusammenhang mit dem Auto, das ich zu dieser Zeit fuhr. (Klick auf den Pfeil um die kleine Nebengeschichte zu lesen)
Nachdem sich Cambridge Tigers aufgelöst hatten, war meine Begeisterung für Straßenmusik ungebrochen. Auf einer Veranstaltung, die ich besuchte, traf ich Mark, den ich von Auftritten der Gruppen Reeds und Streetcorner Harmony Club kannte. Wir kannten uns flüchtig, grüßten uns hatten aber ansonsten nichts miteinander zu tun. Da wir mehr oder weniger die einzigen von der Rock’n’Roll Szene bei dieser Veranstaltung waren, kamen wir ins Gespräch. Ich wusste, dass Mark eine Leidenschaft für alte US-Cars hat und auch schon einige besessen hatte. Bei den nächtlichen Touren mit meinem besten Kumpel Frank (der auch später für eine Zeit bei den Nymonics Rhythmus-Gitarre spielte) träumten wir immer davon, in einem „standesgemäßen“ Fahrzeug durch die Nacht zu cruisen – einem US-Muscle Car. Was lag näher als Mark einfach mal darauf anzusprechen, woher man ein solches Gefährt bekommen kann? Mark erzählte zu meinem Erstaunen, dass ein Kumpel einen 1968er Ford Mustang hat, den er verkaufen möchte. Er sei technisch fit, könnte nur optisch ein wenig Arbeit vertragen. Das klang gut für mich (ich hatte bzw. habe nämlich überhaupt keine Ahnung von Autoreparaturen. (Ich bin schon stolz, wenn ich eine Glühbirne am Fahrzeug selbst wechseln kann).
Mark war mein Mann! Ich hatte zwar keine Kohle, aber wofür gibt es Banken? Ich musste diesen Kontakt vertiefen, damit sein Kumpel den Mustang nicht an irgendjemand anderen verkauft. Wir konnten uns ja nicht den ganzen Abend über Autos unterhalten, also was lag näher, als das Thema auf das gemeinsame Hobby des Musikmachens zu lenken?
Wir kamen auf meine Erfahrungen mit der Straßenmusik zu sprechen und Mark erzählte, dass er auch schon einmal darüber nachgedacht hatte, so etwas zu machen. Wir sponnen ein paar Gedanken darüber, wie ein paar Gedanken darüber, wie die ganze Geschichte funktionieren könnte, und verabredeten uns, bei ihm mal ein paar Stücke auszuprobieren. Ich hatte natürlich mehr den Mustang im Kopf, als den ernsthaften Gedanken, eine neue Band zu gründen. Meine Zugehörigkeit zu zwei Bands hatte mir seinerzeit eine Menge Ärger bei meiner „Haupt-Band“, den Dirty Doggies, eingebracht. Ich bekam die beiden Bands nicht wirklich auf die Reihe, war unzuverlässig und Dirty Doggies’ Olaf und Thorsten waren schon kurz davor, mich aus der Band zu schmeißen.
Mark und ich trafen uns in Rahlstedt, wo Mark zur Untermiete bei einer alten Dame namens Hilde wohnte. Wir testeten ein paar Stücke an, und es lief erstaunlich gut. Unabhängig davon bohrte ich natürlich immer nach, was den Mustang angeht. Irgendwann war Marks Vater aus Amerika zu Besuch, der mit dem Wagen durch die Gegend fuhr (ich weiß bis heute nicht warum, denn der Mustang gehört ja Marks Kumpel), und ich konnte den ersten Blick darauf werfen. Er war Blaumetallic und hatte schwarze Stahlfelgen.


Ich fand den Mustang wunderschön. Man kann es vergleichen mit dem Spruch „Liebe macht blind“, denn das Fahrzeug war eine verhurte Schrottkarre. Der Lack war auf der Motorhaube und dem Kofferraum durch Salz und Sonne zerfressen. Die Zierteile und –leisten waren nicht komplett. Die Sitze waren zerschlissen. Die Fensterheber funktionierten nur bedingt. Der Unterboden war extrem durchrostet und die komplette Innenausstattung war einfach nur Schrott. Aber es war ein US-Car – ein Mustang. Ich ging zur Bank, nahm einen Kredit auf und kaufte dieses Ungetüm. Bei der ersten Fahrt brach mir der Ring zur Betätigung der Hupe ab (er war ein bisschen auf „nett“ fixiert gewesen). Der Türöffner auf der Fahrerseite fasste nicht, so dass ich mich mit einem Ringschlüssel behelfen musste, und bei jedem Anfahren klappte die unendlich wirkende Motorhaube ein paar Zentimeter bedrohlich nach oben. – Aber ich wurde belohnt von dem unglaublichen Sound und dem druckvollen Anzug des V8-Motors. Meine erste Tour ging natürlich zu Frank nach Pinneberg und wir haben uns über dieses Auto gefreut, wie zwei kleine Jungs unter dem Tannenbaum. Übertrieben locker in die Sitze geklemmt fuhren wir Richtung Hamburg Innenstadt. Unsere Euphorie und Begeisterung strahlte scheinbar auch auf die Weiblichkeit in den Autos neben uns und auf den Bürgersteigen. Niemals zuvor (und auch danach) waren die Mädels so offen zu uns. Wir bekamen bereitwillig ihre Telefonnummern und fühlten uns wie Eros persönlich. Es war ein magischer, einzigartiger Abend, der in dieser Form aber nie wieder kommen sollte (schade).

Mark und ich trafen uns in Rahlstedt, wo Mark zur Untermiete bei einer alten Dame namens Hilde wohnte. Wir testeten ein paar Stücke an, und es lief erstaunlich gut. Ich wusste noch aus der Vergangenheit mit den Cambridge Tigers und Erfahrungen anderer Straßenmusiker, dass, je mehr Leute zusammen musizierten, das Interesse und die Zuschauerzahl größer waren, was bedeutete, dass mehr Geld zusammenkommt. Mark und ich hatten jetzt ernsthafte Pläne, eine Show auf die Straße zu bringen. Durch erste „Gehversuche“ in Sachen Doo Wop kannte ich Teddy (Andreas Rüsken), mit dem ich für kurze Zeit versuchte, eine Band namens Mellowharps ins Leben zu rufen. Mark wiederum hatte mit ihm schon bei den Reeds zusammen gespielt. Wir fragten ihn, und er hatte Interesse. Teddy stellte den Kontakt zu Stephan Lesche her, der in der letzten Reeds-Generation (lange nach Mark) der Trommler war. Wir studierten ein paar Stücke mit mehrstimmigem Gesang ein, und machten die ersten Versuche auf der Straße.

Als Sammlerin war Kerstin dabei, meine damalige Freundin, die schon bei den Cambridge Tigers ihren Job gut gemacht hatte. Wann der Name Session Up entstand, habe ich vergessen. Die Straßenshows liefen hervorragend. Wir hatten zum Teil schon einen kleinen Fankreis, der samstags die Innenstadt durchsuchte, in der Hoffnung, wir würden irgendwo spielen.
Irgendwann organisierte uns Mark einen Auftritt in der Mormonen-Gemeinde in Pinneberg, wo wir das erste Mal mit dieser Band auf einer Bühne spielen sollten. Akustisch, wie Straßenmusik nun einmal ist, wäre es zu leise gewesen, also bat ich Olaf von den Dirty Doggies, ob wir nicht mit unserer Anlage spielen, und er uns mischen könnte. So geschah es dann auch. Stephan Lesche spielte das erste Mal bei uns mit vollem Schlagzeug, wir sangen über Mikrofone, und die Instrumente waren mit Verstärkern verbunden. Eine richtige Live-Club-Nummer. Es folgte noch ein weiterer, an der Ostsee in Niendorf. Das gefiel uns so gut, dass wir beschlossen, neben der akustischen Straßenshow, das Programm auch für die Bühne auszuarbeiten. Mittlerweile hatten sich die Dirty Doggies aufgrund immer stärkerer Unstimmigkeiten in der Band aufgelöst, Olaf und Torsten strebten ein neues Projekt an, und ich war aus dem gemeinsamen Übungsraum verbannt worden. Wir wollten mit Session Up ein Bühnenprogramm einstudieren, hatten aber keinen Übungsraum. Normalerweise probten wir einmal die Woche akustisch bei Teddy – Das ging natürlich nicht mit Verstärkeranlage und vollem Schlagzeug. Da wir auch keine Gesangsanlage hatten, mieteten wir in den Altona-Studios stundenweise einen voll ausgestatteten Raum an. Das war teuer, aber wir hatten ja erst einmal keine andere Wahl.
Auf der Straße spielten Mark und ich Westerngitarren, und es kam nur darauf an, möglichst füllig Akkorde zu schrubben. Nun musste so etwas wie eine Sologitarre her. Ich hatte zwar ein paar E-Gitarren, aber keinen blassen Schimmer, wie man ein Solo spielt. Thorsten (Dirty Doggies) zeigte mir mal vor einiger Zeit ein paar Gitarren-Riffs, von denen ich aber nur einen behalten hatte, und diesen auch mehr schlecht als recht spielen konnte. Ich übte diesen einen Riff und er wurde für lange Zeit mein „Universal-Solo“. Später kamen noch der eine oder andere Ton dazu, aber viel mehr kann ich bis heute nicht. Im Freundeskreis wird auch vom „Griebel-Solo“ gesprochen. Lange Zeit hatten wir, aufgrund meines Gitarrenspiels, arge Probleme mit dem mehrstimmigen Gesang, da ich nicht in der Lage war, beides zugleich zu machen – also entweder singen oder „Solo“-Gitarre. Irgendwann hat sich dann der Knoten gelöst und es hat beides zusammen einigermaßen funktioniert.
Wir gingen ins Studio und nahmen einige Songs auf, die wir auf einer Kauf-Kassette (ja, eine Kassette – für eine CD-Produktion fehlte uns das Geld) bei Auftritten und unseren Straßenshows, die wir nach wie vor machten, sehr erfolgreich verkauften.
Wir mieteten einen Übungsraum an, ich kaufte eine Gesangsanlage, und man kann sagen, wir wurden immer besser.
(Nebengeschichte – ausklappen) Irgendwann stand unser Programm und wir wollten noch mehr. Wir gingen auf die Suche nach einem Saxophonisten, der den Sound noch bereichern sollte.
Wir gaben eine Anzeige auf, und es meldeten sich ein paar Leute (ich glaube, es waren wirklich ein Paar = 2). Der erste war ein junger, lockerer Typ, den Mark aber irgendwie nicht mochte (mein persönlicher Eindruck). Vielleicht hat er auch schlecht gespielt – ich weiß es nicht mehr. Der zweite war erheblich älter als wir, Saxophonlehrer, spielte auch Piano und Mundharmonika, und hatte nach seiner Aussage mal bei Ted Herold gespielt. – Kurt Buschmann. Ein kleiner untersetzter Glatzkopf bayrischer Herkunft. Der sollte es dann sein. Kurt hob schon bei den ersten Proben unser musikalisches Niveau bemerkenswert an. Ja, das war ein wirklicher Musiker! Als er mal äußerte, dass er sich das richtig cool vorstellt: „Straßenmusik in silbernem Sakko, das im Sonnenlicht schimmert“, mochte glaube ich keiner von uns ihm wirklich sagen, dass unser „Show-Outfit“ aus Matrosenhemden und Jeans besteht. Dieses Thema hatte sich aber eh schnell von selbst erledigt, da wir einfach nicht seine musikalische Klasse hatten, und ihn mit unserer Unschlüssigkeit fertig gemacht haben („bei dem Song spielst Du am besten Saxophon“, „nein, ich dachte, da spielt er Piano“, „wieso Piano? Da muss eine Mundharmonika rein“).
Wie ein roter Faden zog sich durch die ganze Zeit, in der die Band bestand, Marks Plan, nach Amerika auszuwandern. Es kam immer wieder vor, dass er sagte, jetzt sei es soweit, und dann blieb er doch. Einmal, als es besonders „ernst gemeint“ klang, suchten wir uns einen Ersatz: Ronnie G. (Ronald Grimm). Er arbeitete sich unglaublich schnell ein, hatte echte Entertainerqualitäten, passte sehr gut zu uns, und wir machten schon bald die ersten Straßenshows. Leider stellte sich Ronnie als nicht sonderlich zuverlässig heraus. Ich erinnere mich an eine Anekdote: Ich hatte gerade einen Gitarrenkoffer in der Hand und war in Begriff, loszufahren, um mich mit den Anderen beim verabredeten Treffpunkt für die Straßenmusik zu treffen. Plötzlich klingelte das Telefon. Ronnie war dran. Er erzählte voller Euphorie, dass er gerade in der Schweiz sei, und dass da alles unglaublich lustig und toll sei. Das war schön, aber wir waren zur Straßenmusik verabredet.
Zum Glück hatten sich Marks Pläne mal wieder geändert, und Mark stieg wieder bei uns ein. Die Ich-geh’-nach-Amerika-Ich-bleib’-hier-Nummer blieb aber unverändert, so dass wir Mark irgendwann etwas unter Druck setzten, da diese Ungewissheit unseren Tatendrang doch sehr lähmte. Mark ging aus der Band, aber nicht nach Amerika. Er ist niemals ausgewandert. Später startete ich noch ein weiteres Projekt mit ihm, bis wir dann schließlich die Nymonics gründeten).
Stephan, Teddy und ich machten vorerst zu dritt weiter, nach wie vor mit Kerstin als Sammlerin und Kontaktperson für Auftrittsanfragen.
Wir gingen auf die Suche nach einem vierten Mann, und irgendwann hatten wir dann Rolf. Ich kann mich nicht erinnern, woher er kam, aber plötzlich war er dabei. Rolf stand auf Batikhosen und war auch ansonsten irgendwie anders als wir. Unsere „geliebten“ Matrosenhemden bezeichnete er als „No-Mercy-forRolf-shirt“, wanderte beim Musikmachen auf der Straße immer kreuz und quer durch die Gegend, dass man sich fragen konnte, „Gehört der überhaupt zur Band?“ und hatte eine ungewöhnliche Art, sich beim Musikmachen zu bewegen (Mein bester Kumpel Frank bezeichnete seinen „Tanzstil“ als „Beinmikado“).
Seit Marks Weggang haben wir die Band eigentlich nur noch künstlich am Leben gehalten – es wurde aber nie mehr so, wie früher. Als ich mich dann auch noch von Kerstin trennte, wurde die Zusammenarbeit noch schwieriger. Nachdem ich dann eine neue Freundin hatte, mit der ich auch mehr Zeit verbringen wollte, löste sich die Band dann ganz auf.
Stephan und Rolf behielten den Übungsraum, wo Stephan mit seiner neuen Band „Tumbelin’ Groove“ probte, und Rolf hobbystudio-mäßig tätig war. Teddy, der fortan nur noch Andreas genannt werden wollte, konzentrierte sich auf seine neue Band „The Sinners“, und ich musizierte als Bassist bei den „Jivin’Rascals“.
Im Nachhinein kann man den Ford Mustang als Sinnbild für diese Band sehen. Ich hatte ihn genau über die Zeit, die Session Up existierte. Als ich ihn bekam, musste eine Menge Arbeit in ihn investiert werden, und er wurde immer schöner und perfekter. Als ich ihn dann verkaufte, war auch schnell danach Schluss mit der Band.

Mark ging bis heute nicht nach Amerika ausgewandert. Zwischenzeitlich startete ich noch ein weiteres Projekt mit ihm, welches aber nie den Probenraum verließ, daraus entstanden schließlich die NYMONICS. Von 1996 bis 2001 spielte er dort mit, verließ die Band ausfamiliären Gründen, war dann später Mitglied der Chotalls und der Javlites. Seit 2022 ist er wieder bei den NYMONICS dabei.
Teddy – will nicht mehr Teddy, sondern Andreas genannt werden und hat schon zu SESSION-UP-Zeiten die SINNERS mitgegründet, mit denen er nach wie vor sehr erfolgreich ist. Außerdem spielt er in diversen „losen“ Formationen.


Stephan – war danach Mitglied in einer Band namens TUMBELIN‘ GROOVE und später in einem Blues Trio, wo er Harp spielte. Ab 2005 spielten wir wieder zusammen bei den JIVE-O-MATICS, die sich allerdings 2013 überwarfen, mit einem Teil dieser Band gründete er die JIVO’S, die mit gleichem Programm eine Zeit lang weitermachten.